Der Reiter ohne Kopf
An einem Samstag tranken zusammen zwei Kameraden, beide gediente Soldaten. Sie saßen zu Hause bei einem von ihnen und unterhielten sich beim Licht einer Ölkerze. Der schöne lauwarme Maiabend ist bereits dunkel geworden, das Fenster stand offen, doch ihr Gespräch nahm kein Ende und es fiel ihnen nicht ein, auf die Kirchturmuhr zu schauen.
Plötzlich hörten sie aus der nahegelegenen Kirche Mitternacht läuten. Der Mond stand im Vollmond und es war fast so hell wie tagsüber. Sie verabschiedeten sich schnell und der Besucher rannte auf den alten Friedhof, wo er für seinen Garten vorübergehend mehrere Setzlinge in den Erdboden gepflanzt hatte.
Kaum begonnen, die Setzlinge auszugraben, hörte er hinter sich ein Pferdegalopp. Er drehte sich schnell um und erschrak so, dass kein Tröpfchen Blut gekommen wäre, wenn ihn jemand mit dem Messer gestochen hätte. Quer über den Friedhof sauste im gestreckten Galopp ein Reiter. Er hielt den Kopf unter dem linken Arm und die Zügel unter dem rechten. Er ritt in Richtung Niedervorstadt, wo es damals noch nicht so viele Häuser gab wie heute, von dort nach Krieblitz und hinter dem Katzauer verschwand sein Schatten in einer Wolke. Er ritt den ganzen Weg wie verrückt, in helles Licht gehüllt.
Es dauerte eine gute Weile, bis unser Held zitternd nach Hause ging. Er hatte die ganze Nacht überhaupt nicht geschlafen und immer noch das grausliche Bild vor den Augen.