Suche
Menu
Teilen
Favorites

Igo Etrich

Igo Etrich war ein Luftfahrtpionier und Konstrukteur. Beim Bau seines ersten Segelflugzeugs im Jahre 1905 ließ er sich von einem Vorbild aus der Natur inspirieren – dem Samen des tropischen Kürbisses Zanonia. Seine Samen haben eine stabile aerodynamische Form mit hervorragenden Flugeigenschaften, sodass die Früchte, wenn sie reifen, im Gleitflug in die Umgebung fliegen. Sein nächstes Modell, diesmal der Silhouette einer fliegenden Taube nachgeahmt, brachte ihm Weltruhm. Anlässlich der Schauflüge 1910 hat er es vor den Augen des Kaisers Franz Josef I. und 50.000 Zuschauern auf dem Flugplatz Wiener Neustadt vorgeführt und die Taube war zu Beginn des Ersten Weltkriegs das meistverbreitete Einschulungsflugzeug der deutschen Luftwaffe.

Trutnov Igo Etrich

Ignaz Etrich wurde am 25. Dezember 1879 in Trutnov-Horní Staré Město (Trautenau-Oberaltstadt) als Sohn von Ignaz Etrich dem Älteren in die führende Textilfamilie Etrich geboren. Später wurde der junge Etrich als Igo bekannt, damit Vater und Sohn aufgrund ihres gleichen Vornamens unterschieden werden konnten.

Zusammen mit seinem Vater schlug Igo schon in jungen Jahren technische Verbesserungen im Familienbetrieb vor. Dadurch entstanden viele neue Maschinen zur Flachs- und Juteverarbeitung, die den Arbeitern die Arbeit immer mehr erleichterten, aber auch eine Steigerung der Produktion in den Flachsgarnspinnereien ermöglichten. Viele seiner Erfindungen waren bereits vor dem Ersten Weltkrieg durch eine Reihe von Patenten geschützt, nicht nur in europäischen Ländern, sondern beispielsweise auch in den USA. Eine weitere Tat Etrichs war der Bau eines Stauwehres im Tal des Flusses Úpa (Aupa), das oftmalige Hochwasserüberschwemmungen verhindern sollte.

Den größten Ruhm erlangte Igo Etrich jedoch für seine Erfindungen im Bereich der Luftfahrt. Zusammen mit Karl Illner, gebürtig aus Žacléř (Schatzlar), der Etrichs Werkleiter und ebenfalls talentierter Pilot war, baute er in der Trautenauer Flachsgarnspinnerei eine Luftfahrt-Entwicklungswerkstatt auf und sein Flugzeug wurde bald zum Begriff. Es war so erfolgreich, dass 1912 ein weiteres Werk, diesmal im grenznahen Liebau (heute Lubawka in Polen), namens ETRICH FLIEGERWERKE LIEBAU, eröffnet wurde.

Etrich gelangte vor allem in Österreich zu einer sehr bekannten Persönlichkeit. Sein Porträt erschien auf Briefmarken und verschiedenem Werbematerial.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs begann die Stagnation der Textilindustrie. Die Fabriken kämpften in der Weltwirtschaftskrise ums Überleben und obwohl die Luftfahrt starke Entfaltung verzeichnete, konnte Igo Etrich im Wettkampf mit großen Herstellern nicht konkurrieren. Er besaß die Flachsgarnspinnerei in Horní Staré Město (Oberaltstadt) bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als sie verstaatlicht wurde. Im Jahre 1946 wurden Etrich und seine Familie ausgesiedelt. Fast ohne Geld ließ er sich im bayerischen Schwarzbach nieder. Er starb am 4. Februar 1967 im Alter von 88 Jahren und wurde im Ehrengrab auf dem Stadtfriedhof in Salzburg beigesetzt.